ISS- und Satellitenkommunikation

Im Rahmen dieses Projekts konnte von Studierenden gezeigt werden, wie mit gängiger Technik des Amateurfunks Funkverbindungen zu Satelliten und Raumstationen aufgebaut werden können. Neben dem Empfang von Wettersatelliten und einem reaktivierten Militärsatelliten der US Air Force aus den sechziger Jahren mithilfe selbstgebauter Antennen, konnte eine Funkverbindung über die Internationale Raumstation (ISS) mit einem spanischen Funkamateur aufgebaut werden. Zusätzlich wurde eine Sende- und Empfangsstation für die Kommunikation über den geostationären Satelliten Es’hail 2 (QO-100) aufgebaut und in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurde ein Konzept aufgestellt, wie es in Zukunft möglich sein kann die Sende- und Empfangsantennen automatisiert in Richtung eines überfliegenden Satelliten auszurichten. Umgesetzt wurde dies an der Amateurfunkstation DK0WH in der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen.

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Abb.: Satellit vor der Erde, generiert mit dem Bing Image Creator [1]

Bereits wenige Jahre nachdem der erste Satellit überhaupt in eine Erdumlaufbahn gebracht wurde, folgte mit dem OSCAR 1 der erste Amateurfunksatellit. Seitdem wurden über 100 Amateurfunksatelliten, meist als Sekundärlast anderer Raummissionen, gestartet. Häufig sind diese mit Relaisstationen ausgestattet und bewegen sich – abgesehen vom Es’hail 2 (QO-100), dem ersten und einzigen geostationären Amateurfunksatelliten - in einigen hundert Kilometern Höhe um die Erde und ermöglichen so Funkamateuren auf der ganzen Welt miteinander zu kommunizieren. Da jedoch eine Sichtverbindung nötig ist, ist die Reichweite meist auf einige Hundert Kilometer beschränkt. Neben Sprechfunk, ist so u.a. CW-Telegrafie (Morsen), Bildübertragung per SSTV und Packet Radio möglich. Genutzt wird meist das 2-Meter- oder das 70-Zentimeterband. Je nach Leistung und Frequenz des Satelliten kann es außerdem notwendig sein, eine nachführbare Richtantenne zu nutzen. In vielen Fällen ist jedoch eine feste Rundstrahlantenne ausreichend. [2]

 

Amateur Radio on the International Space Station (ARISS)

Im Rahmen des ARISS Projekts wurden verschiedene Antennen und Funkgeräte auf der Internationalen Raumstation (ISS) installiert, um sowohl von der Crew als auch von Funkamateuren auf der ganzen Welt genutzt zu werden. Damit ist nicht nur ein Funkkontakt zur Crew, sondern auch Gespräche über den Sprechfunk Repeater, sowie Packet Radio und Slow Scan Television (SSTV) möglich. Die entsprechenden Frequenzen mit den genutzten Rufzeichen können der Website von ARISS entnommen werden.

In diesem Projekt wurde eine Verbindung per Automatic Packet Reporting System (APRS) hergestellt. Mit dieser Form des Amateurfunkdienstes können Daten wie die eigene Position, eine kurze Textnachricht oder Wetterdaten automatisiert verbreitet werden. Dabei werden die Daten von Digipeatern so weit weitergeleitet, bis sie auf ein passendes IGATE (Internet Gateway) treffen. Dieses speist die Daten ins Internet ein und verbreitet sie somit weltweit. Die ISS besitzt ebenfalls einen Digipeater, der auf der Frequenz 145,825 MHz erreichbar ist. Als Hardware wurde dazu ein Handfunkgerät (YAESU FT5D) mit einer Rundstrahlantenne genutzt. Dieses Funkgerät besitzt bereits eine APRS-Funktion, wodurch der Betrieb schnell vorbereitet werden kann. Am Funkgerät wird die eigene Position, das eigene Rufzeichen, sowie die Pfade der Digipeater, die erreicht werden sollen, angegeben. Zusätzlich kann eine kurze Textnachricht eingefügt werden. Die Pakete können dann entweder manuell oder in einem eingestellten Intervall automatisch mit einer Sendeleistung von 5 W gesendet werden. Da die Systeme auf der ISS häufig wegen Andockmanövern oder anderen Missionen abgeschaltet werden, wird der aktuelle Status der Amateurfunkgeräte ebenfalls auf der Website von ARISS angezeigt. Folgende Einstellungen wurden genutzt:

  • DIGI PATH: RS0ISS, ARISS, WIDE2-1
  • BAUDRATE: 1200 bps
  • BEACON INTERVAL: 30 s
  • APRS TX DELAY: 300 ms
  • BEACON TX: AUTO

Über die Website Heavens Above wird die aktuelle Position der ISS sowie zukünftige Überflugszeiten über der eigenen Position angezeigt. Da eine erfolgreiche Verbindung ab einer Höhe von ca. 10° aufgebaut werden kann, bleibt stets ein kurzes Zeitfenster einiger Minuten, um den Kontakt aufzubauen. Hier kann die Chance eines erfolgreichen Verbindungsaufbaus wesentlich erhöht werden, wenn auch manuell in kurzen Intervallen Baken ausgesendet werden. Jedoch ist selbstverständlich zu beachten, dass auch weitere Funkamateure gleichzeitig versuchen ihr Signal zu senden und man diesen nach den Verhaltensregeln im Amateurfunk ebenfalls eine Chance lassen sollte. Außerdem ist zu empfehlen die Frequenz während des Überflugs anzupassen, um den Dopplereffekt auszugleichen. Sobald die ISS in Reichweite ist, können Pakete verschickt werden. Wenn das eigene Signal von der ISS gehört wurde, wird die eigene Position im Display angezeigt. 

Bei erfolgreichem Kontaktaufbau wird das eigene Rufzeichen mit Position und Zeitstempel auf ariss.net angezeigt:

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Abb.: Erfolgreiche APRS-Verbindungen zur ISS werden auf ariss.net angezeigt

Zusätzlich wurde der Kontaktaufbau über aprs.fi verifiziert. Hier wird neben der Position auch direkt die Textnachricht („aprs via ariss“) angezeigt:

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Abb.: Empfangenes Rufzeichen mit Position und Textnachricht

Weiterhin bietet der Repeater der ISS die Möglichkeit per Sprechfunk mit anderen Funkamateuren zu kommunizieren. Genutzt wurde dafür das Kenwood TS-2000 in Verbindung mit der Rundstrahlantenne. Der Vorteil dieses Transceivers ist es, dass sich der Dopplereffekt der ISS gut ausgleichen lässt. Wenn sich die ISS auf die Station zu bewegt, werden die von ihr ausgesendeten Wellen durch die Bewegung der Raumstation gestaucht, wodurch die Empfangsfrequenz an der Bodenstation leicht erhöht werden muss. Gleichzeitig bewegen sich die von der Bodenstation ausgesendeten Wellen in die entgegengesetzte Richtung, in die sich die ISS bewegt. Dadurch empfängt die ISS eine höhere als die ausgesendete Frequenz, weshalb die Sendefrequenz der Bodenstation verringert werden muss, um diesen Effekt auszugleichen. Das TS-2000 bietet die Möglichkeit diesen Ausgleich gleichzeitig durchzuführen. Da exakte Berechnungen sehr aufwendig sind, ist ein manuelles Ausgleichen über den Regler am Transceiver hier ausreichend. Die Frequenzen für den Sprechfunk (FM) sind:

  • 437,800 MHz Downlink
  • 145,990 MHz Uplink

Beim Uplink muss zusätzlich ein CTCSS (Continuous Tone Coded Squelch System), bzw. PL (Private Line) Ton von 67 Hz verwendet werden. Dieser, sich unterhalb der eigentlichen Audiofrequenzen befindliche Ton, wird zusätzlich zum Sprachsignal mitgesendet. Erst wenn dieser Ton beim Empfänger erkannt wird, wird das eigentliche Signal registriert. Damit wird ermöglicht, dass es bei viel genutzten Frequenzen nicht zu Störungen zwischen mehreren Sende- und Empfangsstationen kommt. Grundsätzlich ist bei einem Überflug ab 10° Höhe mit einem erfolgreichen Empfang zu rechnen. Bei einem direkten Überflug (90°) ist zwar einerseits mehr Zeit für einen erfolgreichen QSO (eine zweiseitige Funkverbindung), jedoch ist der Empfang in der Mitte des Überflugs aufgrund der Abstrahlcharakteristik der hier genutzten Antenne schwach. Mittlere Höhen sind mit dieser Antennenart also optimal. Am 15.04.24 wurde bei einem Überflug der ISS schließlich ein erfolgreicher QSO mit dem Funkamateur EA3JK gefahren.

 

Es'hail 2 / QO-100

Der QO-100 (Qatar-OSCAR 100) ist ein gemeinsamer Amateurfunksatellit der Qatar Satellite Company, der QARS (Qatar Amateur Radio Society) und von AMSAT Deutschland. Er ist der erste geostationäre Satellit für den Amateurfunk. Ein geostationärer Satellit besitzt eine Stabilisierung, die ihn relativ zur Erdoberfläche immer über derselben Position hält. Somit ist er in seinem Abdeckungsgebiet mit einer fest ausgerichteten Satellitenschüssel immer erreichbar. Ein aufwendiges Nachführen der Antenne, sowie die Beschränkung der zeitlichen Nutzbarkeit während eines Überfluges entfällt demnach. Da sich der QO-100 über Kongo befindet, deckt er ein großes Gebiet von Westasien, über den gesamten afrikanischen und europäischen Kontinent bis hin zur Westküste von Südamerika ab. Funkamateure aus großen Teilen der Welt können durchgehend über den QO-100 miteinander kommunizieren. [3]

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Abb.: "Ausleuchtung" des QO-100 [3]

Die Nutzlast an Bord des QO-100 besteht aus einem Schmalbandtransponder (Bandbreite: 2,7 kHz) unter anderem für SSB (single-sideband modulation) und CW (continuous wave), bzw. Morsetelegrafie und einen Breitbandtransponder, der für Amateurfunkfernsehen genutzt wird. Der Uplink erfolgt von 2400,000 MHz bis 2400,500 MHz und der Downlink bei 10489,500 MHz bis 10490,000 MHz. Insgesamt steht somit ein 500 kHz breites Band zur Verfügung, auf dem viele Funkamateure parallel über verschiedene Betriebsarten miteinander kommunizieren können. Im Folgenden ist der Bandplan des QO-100 mit den verschiedenen Frequenzbereichen für die unterschiedlichen Betriebsarten aufgeführt. Jeweils am oberen und unteren Ende und in der Mitte des Bandes sendet der QO-100 durchgängig eine Morsebake. Diese können bspw. für erste Tests der Hardware und zum Ausrichten der Satellitenschüssel genutzt werden. [3, 4]

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Abb.: Bandplan des QO-100 [5]

In der Vergangenheit haben Studierende der Westfälischen Hochschule bereits eine SDR-basierte Sende- und Empfangsstation für den QO-100 konzipiert und gebaut. Diese existiert auch weiterhin neben der in diesem Projekt genutzten Station. 

Die in diesem Projekt aufgebaute Station basiert auf der QO-100 Full Duplex Groundstation der Firma DXPatrol. Diese stellt neben einer GPS-Antenne auch einen Auf- und Abwärtsmischer bereit. Ein Transceiver (Kenwood TS-2000) liefert ein Sendesignal von ca. 1 W, welches von der Groundstation auf die vom QO-100 genutzte Frequenz gemischt wird. Das Ausgangssignal besitzt dann eine maximale Leistung von 10 W und kann über eine Helixantenne an einer Satellitenschüssel gesendet werden. Der Empfang läuft ebenfalls über den Signalumsetzer der Groundstation. Somit kann der Funkbetrieb über einen gewöhnlichen Transceiver ablaufen. Neben diesen Funktionen bietet die Groundstation die Möglichkeit wichtige Parameter wie das Stehwellenverhältnis (SWR), die Betriebstemperatur, die aktuelle Sendeleistung und die Eingangsspannung zu überwachen.

Für das Senden und Empfangen wird eine 100 cm Satellitenschüssel auf dem Dach der Westfälischen Hochschule genutzt. Daran wird der LNB (low-noise block converter) angebracht, der das Satellitensignal auf eine niedrigere Frequenz umsetzt. Zur Verbesserung des Empfangssignals wurde ein Eingangsverstärker (20 dB) auf der Empfangsstrecke eingesetzt, da aufgrund der Kabellänge von ca. 25 m bis zur Groundstation eine starke Dämpfung des Signals zu erwarten ist. Zum Senden wird eine 2,4 GHz Helixantenne, ebenfalls von DXpatrol, genutzt. Bei allen Kabeln wurde wegen der hohen benötigten Kabellänge und der starken Dämpfung bei hohen Frequenzen darauf geachtet, dass stets dämpfungsarme Kabel zum Einsatz kommen. Das Ausrichten der Antenne erfolgte mithilfe der Baken, die am oberen und unteren Ende, sowie in der Mitte des Bandes vom QO-100 ausgesendet werden. Die grobe Himmelsrichtung konnte vorab mit einem Kompass bestimmt werden. Anschließend wurde die Richtung, sowie der Neigungswinkel der Schüssel in Abhängigkeit der Stärke der empfangenen Bake optimiert. Somit Im Labor für angewandte Kommunikationstechnik, IC-Entwurf und digitale Signalverarbeitung, steht nun eine vollständige Sende- und Empfangsstation für den QO-100 bereit.

 

NOAA-Wettersatelliten

Die Wettersatelliten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) umkreisen, in einer im Vergleich zu geostationären Wettersatelliten kleinen Höhe, die Erde und liefern so gut aufgelöste Bilder der Regionen, die sie gerade überfliegen. Übertragen werden die Daten per Automatic Picture Transmission (APT). Bei diesem analogen Übertragungsverfahren werden die Grauwerte der Pixel auf einen 2,4 kHz Subcarrier (amplituden-)moduliert. Zusätzlich werden zwei weitere Frequenzen für die Synchronisierung genutzt. Das somit entstehende als Broadcast vorliegende Signal wird dann für die Übertragung zur Erde auf eine Trägerfrequenz von ca. 137 MHz frequenzmoduliert. Neben einem einfachen Foto wird auch ein Bild, welches mit Infrarotsensoren aufgenommen wurde, übertragen. Damit ist es möglich nicht nur visuelle, sondern auch weitere meteorologische Daten zu erfassen. [6, 7]

Folgende NOAA-Satelliten sind aktuell noch in Betrieb:

  • NOAA 15 (137,6200 MHz)
  • NOAA 18 (137,9125 MHz)
  • NOAA 19 (137,1000 MHz)

Für den Empfang reicht prinzipiell ein einfaches Funkgerät mit Aufzeichnungsfunktion, bzw. ein SDR (Software Defined Radio) und eine Antenne für den 2m-Bereich aus. Da erste Versuche mit einer Rundstrahlantenne jedoch eine schlechte SNR (signal-to-noise-ratio) zeigten, wurde eine spezielle Antenne für den Empfang der APT-Bilder gebaut. Dabei handelt es sich um eine V-Dipolantenne, die vom Funkamateur 9A4QV entworfen wurde. Obwohl das Signal der NOAA-Satelliten rechtszirkular polarisiert ist, ist bei einer Antenne mit horizontaler Polarisation nur ein Verlust von ca. 3 dB zu erwarten. Dieser ist angesichts des großen Aufwandes, den der Bau einer zirkular polarisierten Antenne mit sich bringt, und der Stärke des Signals allerdings hinzunehmen.

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Abb.: V-Dipol-Antenne [8]

Die Pole wurden aus einer Aluminiumstange mit 4 mm Durchmesser gefertigt. Die Längen wurden dabei anfangs etwas größer dimensioniert. Später wurde mithilfe eines Network Analyzers das Stehwellenverhältnis (SWR) im Frequenzbereich zwischen 137 MHz und 138 MHz gemessen. Durch weitere Kürzungen der Pole wurde das SWR auf diesen Frequenzbereich optimiert. Da nicht gesendet wird und somit keine reflektierte Leistung dem Funkgerät schaden könnte und das Signal der NOAA-Satelliten recht stark ist, sind die Anforderungen an das SWR jedoch recht gering. Gegen statische Aufladung wurden die beiden Pole mit einem 100 kOhm Widerstand verbunden. Als Anschluss wurde das Ende eines BNC-Kabels verwendet, das mit einem Adapter an jedes gängige Funkgerät angeschlossen werden kann. Neben dem eigentlichen Dipol wurde für eine weitere Verbesserung des Empfangs noch ein Reflektor im Abstand einer Viertel Wellenlänge unter dem Dipol angebracht. Dieser ist ähnlich aufgebaut wie der Dipol, jedoch mit etwas längeren Stäben, die untereinander elektrisch verbunden sind.

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Abb.: Selbstgebaute V-Dipolantenne (oben, Mitte) und Reflektor (unten)

Die Überflugszeiten der NOAA-Satelliten können ebenfalls über Heavens Above ermittelt werden. Für einen guten Empfang reicht es dabei aus die Antenne nach Süden auszurichten. Ein Ausgleichen des Dopplereffekts kann erfolgen, jedoch wurden aufgrund der recht großen Bandbreite auch erfolgreich Bilder ohne Dopplerausgleich empfangen. Wenn das Einstellen der Frequenz (wie beim verwendeten Handfunkgerät YAESU FT5D) nur in größeren Schritten erfolgen kann, kann ein Nachjustieren der Frequenz wegen der zeilenweisen Übertragung der Bilder zu einer inkonsistenten Qualität innerhalb eines Bildes führen. Ab einer Höhe des Satelliten von ca. 9° wird das APT-Signal deutlich hörbar. Die aufgezeichnete Audiodatei muss nun mit der Software Audacity auf eine Sample Rate von 11025 Hz (Monochannel) konvertiert werden. Anschließend kann das WAV-File mit der Software WXtoImg decodiert werden. Ein Beispiel eines erfolgreich empfangenen und decodierten Bildes von NOAA 19 ist hier abgebildet:

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Abb.: Empfangenes Satellitenbild von NOAA 19. Channel 1: Foto (links), Channel 2: Infrarotaufnahme (rechts). Am Rand sind die Synchronisierungsignale zu sehen

 

U.S. Air Force Satellit OV3-3

Der Satellit OV3-3 ist ein alter U.S. Air Force Satellit der Serie Orbiting Vehicle, in diesem Falle der 3-3. Er wurde am 04.08.1966 auf die 354 x 4475 km hohe Umlaufbahn gebracht. Der OV3-3 sammelt mit einem Teilchendetektor nicht näher klassifizierte wissenschaftliche Daten und speicherte diese in den ersten 14 Monaten auf einem Tonbandgerät. Im September 1967 versagte wohl das Tonbandgerät, wodurch die Daten ausschließlich in Echtzeit über die Bahnverfolgungsstationen zum Boden geleitet werden mussten. Dies ist jedoch sehr kostenintensiv und so wurde der OV3-3 schließlich im Jahre 1969 abgeschaltet. Aus noch ungeklärten Ursachen erwachte der Satellit nach 46 Jahren wieder und Satelliten-Jäger haben ihn Anfang des Jahres 2015 erstmals wieder entdeckt. Das Problem mit dem Satelliten ist, dass er ausschließlich sendet, wenn er im Sonnenlicht ist, da er ausschließlich über die Solarpaneele arbeitet. [9]

Aufmerksam wurden die Studierenden auf den Satelliten über die oben genannte Quelle, bei der Suche nach ungewöhnlichen Satelliten. Wochen lang starteten nun die Versuche den Satelliten zu erreichen bzw. ein Signal von diesem aufzunehmen. Wochen lang blieb es bei erfolglosen Versuchen, bei denen ausschließlich weißes Rauschen zu vernehmen war. Es wurden die auf dem Dach befindlichen Rundstrahlantennen genutzt, die Kreuzyagis ausprobiert und zum Schluss sogar eine Breitband-Rundstrahlantenne. Mit keiner dieser Antennen konnte ein Signal empfangen werden. Auch eine Signalverarbeitung des aufgenommenen Audiosignals konnte keinen Empfang bestätigen. Es blieb bei dem weißen Rauschen. Erst nach 4 Wochen wurde, gemeinsam mit der Antenne für die NOAA Satelliten, eine auf die Frequenz des OV3-3 abgestimmte Antenne gebaut. Dabei wurde die Antenne für den OV3-3 als kleinere Version der NOAA-Antenne gebaut. Die Sendefrequenz, welche in der Quelle genannt wurde, ist die Frequenz 258,480 MHz. Auch nach dem Bau der Antenne benötigte es weitere Fehlversuche, bis das erste Signal empfangen werden konnte. Das Signal wurde auf der Frequenz 258,250 MHz bis 258,350 MHz empfangen. Die Verschiebung des Signales in der Frequenz lässt sich über den Dopplereffekt erklären. Das in diesen Versuchen empfangene Signal, konnte nicht auf einem akustischen Wege empfangen werden. Benötigt wurde ein SDR (genutzt wurde das HackRF) und die Software SDR Console, um mittels Wasserfalldiagramm das Signal darzustellen. Vom ersten Empfang sind keine Aufzeichnungen verfügbar. Die Audiodatei des zweiten Empfanges ist fehlerhaft, weshalb nur der dritte Empfang aufgezeichnet und somit dokumentiert werden konnte. Dieser Empfang korreliert mit der Überflugszeit des Satelliten, womit ein Empfang genau dieses Satelliten sehr wahrscheinlich und damit gesichert. Die abweichende Frequenz von 258,250 MHz und dem Sprung zu 258,350 MHz ist dabei wieder beobachtet worden. Die nachfolgende Abbildung zeigt das Signal auf ca. 258,350 MHz (links im Bild).

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Der Ausschnitt aus der SDR-Software zeigt das empfangene Signal vom OV3-3

 Die Wahrscheinlichkeit des Empfangs des Signals lässt sich erhöhen, wenn man in den Sommermonaten versucht den Satelliten zu kriegen. Aus bereits beschriebenen Gründen kann ein Signal nur empfangen werden, wenn sich der Satellit auf der, der Sonne zugewandten Seite befindet. Es empfiehlt sich einen möglichst großen Elevationswinkel abzuwarten, da das Signal, welches im Rahmen dieses Projektes empfangen werden konnte, schwach war. Eine Verfolgung der Flugbahn, mittels Antenne, hat sich als hilfreich erwiesen, dabei ist eine zwingende Verfolgung jedoch nicht erforderlich.  Die Überflugszeiten, Ausrichtungen und Elevationswinkel können der Website Heavens Above entnommen werden.

 

Konzeptentwurf für eine automatische Ausrichtung der Antennen zur Kommunikation mit Satelliten

Damit die Kommunikation mit Satelliten in der Zukunft einfacher und effizienter ablaufen kann, bietet sich eine automatische Ausrichtung der Antennen abhängig von der Flugbahn des jeweiligen Satelliten an. Um das Senden und den Empfang zu verbessern sollten dafür Richtantennen anstatt der Rundstrahlantenne genutzt werden. Aktuell stehen 2 Kreuzyagiantennen (2m und 70 cm) zur Verfügung, die über ein Rotorsystem in der Elevation verändert werden können. Da die meisten Satelliten diese Frequenzbänder (für Up- und Downlink) nutzen, sind damit schon geeignete Antennen vorhanden. Die Polarisation eines Satellitensignals ist jedoch veränderlich, ein Ausgleichen über ein Drehen der Antenne, wie es per Hand möglich ist, ist bei fest installierten Antennen nicht möglich. Je nach Art der Polarisation und Stärke des Signals kann hier aufgrund des Mehraufwandes eines solchen Ausgleiches ein Verlust hingenommen werden. An der aktuellen Station ist keine horizontale Steuerung (Azimut) verfügbar, weshalb hiermit keine beliebigen Satellitenbahnen verfolgt werden können. Des Weiteren fällt beim Betrieb der Anlage der eingeschränkte Bewegungsradius auf. Dieser Bewegungsradius sollte auch geringe Elevationen (ab 10°) abdecken können. Weitere Anforderungen an ein solches System sind neben den nötigen Sicherheitsaspekten ein Auswählen eines erreichbaren Satelliten vom Labor aus und optimalerweise noch ein Ausgleich des Dopplereffekts.

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Abb.: Aktuelle Amateurfunkstation DK0WH auf dem Dach der Westfälischen Hochschule

Um dies zu realisieren, muss das System um einen zweiten Rotor für die horizontale Drehung erweitert werden. Kombiniert mit einer ausreichend großen Bewegungsfreiheit in der Elevation wären somit alle Satellitenlaufbahnen verfolgbar. Bei Betrieb muss stets beachtet werden, den verfahrbaren Schlitten vor der Drehung auf die höchste Position zu bringen, um Kollisionen zu verhindern. Baulich muss sichergestellt werden, dass das Antennensystem ausreichend Platz für die Bewegung hat, bzw. in seiner Bewegung so limitiert wird, dass eine Kollision mit anderen Elementen ausgeschlossen wird. Aus Sicherheitsaspekten ist ein Beobachten der Anlage vor und während des Betriebs zu empfehlen. Hier wäre eine auf dem Dach installierte Kamera eine Option, um dies einem Nutzer im Labor zu ermöglichen. Ein jederzeit verfügbares manuelles Eingreifen in die Steuerung und ein Notausschalter bringen zusätzliche Sicherheit.

Um das Ausrichten zu automatisieren, muss die Bahn eines ausgewählten Satelliten in Steuersignale an die Rotoren umgesetzt werden. Grundsätzlich kann aus den auf Heavens Above verfügbaren Informationen (Aufgang, höchster Punkt, Untergang) eine Überflugskurve approximiert werden. Diese bestimmt den Verfahrweg der Anlage. Die Geschwindigkeit der Bewegung berechnet sich aus der Kurve und der Zeitdauer des Überflugs. Da diese Berechnungen sehr aufwendig sind und viele Parameter umfassen, könnte alternativ auf eine Software wie SatPC32 zurückgegriffen werden, die die Berechnung der Bahnen und der daraus folgenden Steuersignale an die Motoren automatisiert. Hier können die gängigen Amateurfunksatelliten (wie die NOAA-Satelliten) aber auch bspw. die ISS ausgewählt werden. Gängige Rotorsteuerungen werden vom Programm unterstützt. Zusätzlich bietet die Software eine Möglichkeit den Dopplershift auszugleichen. Die exakte Berechnung des Frequenzversatzes ist bei einem überfliegenden Objekt komplex, da die Relativgeschwindigkeit des Objekts zur Bodenstation berücksichtigt werden muss. Dafür muss der Abstand des Satelliten von der Station, Bahngeschwindigkeit und Höhe des Satelliten bekannt sein. Ein exaktes manuelles Nachregeln ist somit kaum möglich. Programme wie SatPC32 übernehmen diese Berechnung und können die Frequenzsteuerung bei einem Transceiver mit passender Schnittstelle (CAT) automatisieren. Alternativ stehen am Markt auch fertige Rotorsysteme und dazugehörige Steuergeräte zur Verfügung. Hier kann auf ein- oder zweiachsige Systeme zurückgegriffen werden. Somit könnten die zwei Yagiantennen an einen solchen Rotor montiert werden. [10]

 

Weitere Satelliten

Über Heavens Above lassen sich auch Überflüge zahlreicher weiterer (Amateurfunk-)Satelliten anzeigen. Somit ist praktisch jederzeit ein Satellit in Reichweite und kann empfangen werden. Zu vielen dieser Satelliten liegen jedoch wenig Informationen vor, was und ob diese Daten senden. Ein Beispiel eines weiteren empfangenen Amateurfunksatelliten ist der AO-91 (Fox-1B), von dem ein Sprachsignal empfangen werden konnte. Dieser amerikanische Satellit des CubeSat-Standards umkreist seit 2017 die Erde und bietet so Funkamateuren auf der ganzen Welt die Möglichkeit über seinen Transponder zu kommunizieren. Er verwendet die Frequenzen:

  • Downlink: 145,960 MHz
  • Uplink: 435,250 MHz

Beim Uplink muss hier ein CTCSS Ton von 67 Hz verwendet werden.

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Abb.: AMSAT-OSCAR 91 vom Typ 1U-CubeSat. Der würfelförmige Satellit besitzt eine Kantenlänge von nur knapp 10 cm [11]

 Quellen:

[1] https://www.bing.com/images/create?FORM=GENILP

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Amateurfunksatellit

[3] https://www.uska.ch/amateurfunkpraxis/operating/amateurfunk-satelliten/eshail-2/

[4] https://www.darc.de/fileadmin/filemounts/distrikte/m/ortsverbaende/01/PDF-Dateien/OA-100.pdf

[5] https://amsat-dl.org/neuer-qo-100-bandplan

[6] https://open-weather.community/open-weather-apt-guide/

[7] https://ntrs.nasa.gov/api/citations/19630013799/downloads/19630013799.pdf

[8] https://www.rtl-sdr.com/simple-noaameteor-weather-satellite-antenna-137-mhz-v-dipole

[9] https://satellitenwelt.de/satelliten_ov3-3.htm

[10] https://www.wimo.com/de/zubehoer/geraetezubehoer/satellitenfunk

[11] https://space.skyrocket.de/doc_sdat/fox-1b.htm

 

April 2024

Autoren: Lydia Petersmann, Raphael Parsiegel

Betreut durch: Oliver Gießelmann, Prof. Dr. Udo Jorczyk

Sendeantenne 2,4 GHz

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Abb.: Antenne montiert vor Parabolspiegel

Für die Kommunikation mit einem Amateurfunksatelliten ist ein zirkular polarisierter Richtstrahler nötig, mit dem im 13-Zentimeter-Band auf einer Frequenz von 2,4 GHz gesendet werden kann. Für die Herstellung der ausgewählten Helixantenne müssen jedoch die Parameter der Antenne bestimmt werden, die man aus der geforderten Frequenz von 2,4 GHz berechnen kann:

  • Wellenlänge: λ = c/f = 3*10^8 m/s / 2,4 GHz = 0,125 m = 125 mm 
  • Spulendurchmesser:  D = λ/π = 125 mm / π = 39,79 mm
  • Wendelumfang: U = D * π = 40 mm * π = 125,66 mm
  • Steigung: S = 0,25 * λ = 0,25 * 125 mm = 31,25 mm

Mit der Wickelhilfe von DC8PAT wurde die Antenne aus einem Kupferdraht mit einem Querschnitt von 10 mm² nach den berechneten Parametern mit 3,5 Windungen linksgewickelt, da der Parabolspiegel die Polarisation dreht und das Signal rechtspolarisiert gesendet werden muss.

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Abb.: Wickelhilfe mit Beispielwicklung

Sie wird auf einen Träger eingespannt, der über eine Klebeverbindung am Reflektor montiert ist. Sowohl Träger als auch Wickelhilfe wurden durch 3D-Druck hergestellt. Der Durchmesser des aus Aluminium bestehenden Reflektors beträgt für die optimale koaxiale Speisung ca. 1λ , besitzt eine Bohrung für den N-Stecker und eine Dicke von 5 mm. Mit dem spulenförmigen Anpassungsglied, das die Verbindung von N-Stecker und Antenne durch Anlöten gewährleistet, kann durch Veränderung des Windungsabstands oder auch Überbrücken einzelner Windungen die optimalen Sendeeigenschaften erzielt und mit einem Vector Network Analyzer (VNA) überprüft werden.


Der Vector Network Analyzer

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Abb.: Vector Network Analyzer (R&S ZVL)

Mit dem VNA wird die Antenne nun auf das Stehwellenverhältnis (SWR) und den Wellenwiderstand überprüft. Das Stehwellenverhältnis gibt an, wie sich hinlaufende und rücklaufende Welle in einem System verhalten. Wird eine hinlaufende Welle durch Fehlanpassungen reflektiert, können sich diese und die zurücklaufende Welle überlagern und erzeugen so Minima und Maxima, die als Stehwellen bezeichnet werden. Hier wird ein Wert von 1 angestrebt und bis 2,5 toleriert, Durch einen Wellenwiderstand von 50 Ohm wird die Energie einer einlaufenden Signalwelle optimal umgesetzt, sodass keine zurücklaufende Welle entsteht. Eine weitere Überprüfung kann mit dem Smith-Diagramm vorgenommen werden. Es ist eine spezielle Darstellungsform der komplexen Wechselstromrechnung und zeigt nur die rechte Hälfte der komplexen Ebene, die auf das Innere des Einheitskreises abgebildet ist. Dadurch liegen die komplexe Zahl und ihr Kehrwert punktsymmetrisch zum Kreismittelpunkt und die Bezugsimpedanz von 50 Ohm ist zentral in der Mitte zu finden. Mit dem VNA ist es nun also möglich frequenzselektiv neben der Amplitude die Phasenlage von hin- und rücklaufenden Signalen zu messen. Notwendig dafür ist eine Kalibration, da der Analyzer die Messergebnisse nur mit einer vordefinierten Bezugsebene anzeigen kann. Dafür wird ein Kalibrierkit verwendet, mit dem wir den VNA auf Kurzschluss (Short), auf unendlichen Widerstand (Open) und auf 50 Ohm Wellenwiderstand (Match) kalibrieren.

Hier am Beispiel Open:

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Abb.: Kalibrierkit mit Anschluss an Open

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Abb.: Anzeige des S-Parameter bei Open am VNA

Ist der VNA kalibriert, wird die Antenne angeschlossen und im Frequenzbereich des AMSAT QO-100/P4A NB Transponder Bandplans von 2,4 GHz – 2,4005 GHz getestet. Das spulenförmige Anpassungsstück wird dabei gedehnt, gestaucht und Windungen überbrückt, bis die gewünschten Anforderungen erfüllt sind. Dabei hat sich herausgestellt, dass mit der Überbrückung einer Windung und Dehnen der Anpassungsspule folgende Parameter erreicht wurden:

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Abb.: Stehwellenverhältnis

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Abb.: Smith-Diagramm

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Abb.: Wellenwiderstand

Die Helixantenne erreicht einen Wellenwiderstand von ca. 49 Ohm, ein SWR von ca. 1,06 und auch im Smith-Diagramm liegt sie für den Frequenzbereich von 2,4 GHz – 2,4005 GHz äußerst nah an der Bezugsimpedanz von 50 Ohm. Damit besitzt sie hervorragende Eigenschaften, die sehr gutes Senden ermöglichen und damit über ein RG58 Kabel an die Elektronik angeschlossen werden kann.

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Abb.: Ausrichten und Testen der Funkanlage

Wetterschutz

Da sich die Funkstation und die Antenne ganzjährig auf dem Dach der Hochschule befinden werden, musste ein Schutz vor Witterung geschaffen werden. Die Elektronikbox fand in einem vor Witterungseinflüssen geschützten Schaltschrank Platz, der sich bereits auf dem Dach befand. Um die Helixantenne und den LNB zu schützen, wurde auf die Konstruktion mit dem Namen „Ice Cone Feed“ zurückgegriffen. Die 3D-Modelle des Wetterschutzes können kostenlos zum Selbstbau auf dem Portal „thingiverse.com“ heruntergeladen werden.


Komponenten des Wetterschutzes:

 

Basisplatte

Auf der Basisplatte des Wetterschutzes wird der Reflektor der Antenne mit Schrauben montiert (siehe Kapitel Antenne). Sie bietet eine Aussparung für den N-Stecker der Antenne und das RG58 Koaxialkabel. Die Antenne wird mit einer auf dem Reflektor verklebten Stütze montiert, die ebenfalls zum Ice Cone Feed gehört. In die mittige Aussparung der Basisplatte wird der LNB gesteckt und mit einem Klemmmechanismus fixiert. Die Basisplatte bietet somit die Möglichkeit zur Ausrichtung der Sende- und Empfangsantenne in derselben Achse. Die Basisplatte wird in der Selbstbauvariante für unterschiedliche LNB-Durchmesser angeboten. Für den Bullseye LNB wurde die Variante für 61 mm LNBs verwendet. Die Basisplatte bietet ein Außengewinde für die Verschraubung mit der Abdeckung. Die Abbildung zeigt die Modelle der Basisplatte und die Stütze der Antenne.

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Abb: Modelle der Basisplatte und Stütze


Abdeckung

Die Abdeckung stellt einen Kegelstumpf mit abgerundeter Spitze dar. Sie wird nach dem Bau und der Abstimmung der Antenne mit der Basisplatte verschraubt. Somit wird sind die Antennenbauteile vor Witterungseinflüssen geschützt.

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Abb: Abdeckung


Fertigung des Wetterschutzes

Die Bauteile des Wetterschutzes wurden mit einem 3D-Drucker des Typs Ender 3 V2 von Creality gefertigt. Es handelt sich um einen FFF-Drucker (Fused Filament Fabrication), der einen Kunststoff in Drahtform, Filament genannt, aufschmilzt und das Modell Schicht für Schicht aufbaut. Um die .stl-Dateien drucken zu können, wurden sie zuvor in der Slicer-Software Cura von Ultimaker in druckbare Schichten aufgeteilt. Dies geschieht durch die Engine der Software. Die einzelnen Schichten weisen jeweils eine Schichtdicke von 0,2 mm auf.

Aufgrund der guten Wärmeverträglichkeit (Erweichung bei ca. 80 °C) und UV-Verträglichkeit wurden die Bauteile des Wetterschutzes aus mit Glykol modifiziertem Polyethylenterephthalat, kurz PETG, gedruckt. Der Thermoplast Polyethylenterephthalat ist den meisten Menschen als der Kunststoff bekannt, aus dem Kunststoffgetränkebehälter wie beispielsweise Wasser- und Limonadenflaschen bestehen. Die Modifizierung mit Glykol dient der besseren Druckbarkeit. Die Basisplatte und die Stütze wurden aus schwarzem PETG gedruckt, die Abdeckung aus transparentem Material. Das Filament wurde bei einer Düsentemperatur von 240 °C und einer Druckbetttemperatur von 90 °C verarbeitet. Die Farbwahl wurde aus ästhetischen Gründen getroffen und hat keinen technischen Hintergrund. Aufgrund der Schichthöhe der Schichten geht die Transparenz des Materials der Abdeckung verloren, sodass sie eher milchig weiß wirkt.

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Abb: Teile des Wetterschutzes mit montierter Antenne

 

ADALM-Pluto SDR

Der ADALM-Pluto (kurz PlutoSDR), ist ein von Analog Devices entwickeltes aktives Lernmodul. Es soll allen Interessierten eine Plattform bieten, um die Gebiete rund um Software Defined Radio (SDR), Radiofrequenzen (RF) und Kommunikation mittels Funktechnologien praxisnah erfahren zu können und zu erlernen.


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Abb.: ADALM-Pluto SDR 

Mit dem Modul wird ein Frequenzbereich von 325 bis 3800 MHz abgedeckt bei einer maximalen Bandbreite von 20 MHz. Basierend auf dem Analog Devices AD9363 RF Agile Transceiver, verfügt der PlutoSDR über 12-Bit ADC/DAC Converter. Es sind Abtastraten von bis zu 61.44 Mega Sampels Per Second (MSPS) erreichbar und eine Frequenzstabilität ab Werk von +/- 25ppm. Da die Stabilität für die Kommunikation mit dem Satelliten nicht ausreichend ist und es mit der Werkskonfiguration zu Frequenzinstabilität und dem Teilweisen „weglaufen“ der Frequenz kommt, wurde der Oszillator ausgetauscht, hierzu lesen Sie im Abschnitt Modifikationen mehr. Durch einen Transmitter und einen Reciever ist -im Gegensatz zum HackRFOne - Senden und Empfangen sowohl im Halb- als auch in Vollduplex möglich. Um Rückkopplungen, Latenzprobleme und Leistungsproblematiken zu vermeiden, sowie das Gefühl eines Funkgerätes zu emulieren, wird das System in diesem Projekt ausschließlich in Halbduplex betrieben. Für den Betrieb gibt es einen offiziellen Matlab/Simulink Support, außerdem kann eigene Firmware mithilfe von GNU Radio sink und source blocks programmiert werden. C, C++, C# und Python API können von Studierenden und Interessierten genutzt werden, um selbiges zu tun. Da für Senden und Empfangen eine graphische Benutzeroberfläche von Vorteil ist, welche Frequenzeinstellung, Wasserfalldiagramme und Spektren anzeigt, wird in diesem Projekt die SDR Console V3.1 (entwickelt von Simon Brown, G4ELI) genutzt, welche den PlutoSDR vollständig unterstützt. Libiio Treiber machen die Lernplattform tauglich für alle gängigen Betriebssysteme, speziell Microsoft Windows, OS X und Linux.

Äußerlich besitzt der PlutoSDR zwei Female SMA Buchsen mit 50 Ohm Wellenwiderstand (RX und TX), über welche Empfangs- und Sendeantennen angeschlossen werden können. In diesem Projekt dient die RX-Buchse zur Verbindung mit dem LNB und die TX-Buchse zur Verbindung mit der Verstärkerschaltung, welche in einer selbst gewickelten Antenne mündet. Siehe hierzu die Abschnitte Antenne und Schaltung. Auf der Gegenseite der SMA Buchsen sind Status LEDs und zwei Mikro USB-Typ A 2.0 Buchsen auf das PCB gelötet. Die beiden Buchsen dienen zum Anschluss eines 5 V Netzteils für die Versorgungsspannung und zum Übertragen von Daten. Für die serielle Datenkommunikation wird der PlutoSDR über einen Micro USB auf Ethernet Adapter an das Netzwerk angeschlossen. Der Host baut mit dem Gerät eine Kommunikation zum Senden und Empfangen auf.

Innerlich behaust das Kunststoffgehäuse folgende Bausteine:

  • AD9363 RF Agile Transceiver mit eingebauter 12-Bit AD/DA Logik
  • Cortex-A9 @ 667MHz in ARM Architektur (Zynq-7000 SoC)
  • 28 Tausend FPGA Logikzellen
  • 80 DSP Slices
  • 512MB DDR3L
  • 32MB QSPI Flash

Die Komponenten auf der Leiterplatine sind in folgender Abbildung von OE7WPA übersichtlich dargestellt.

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Abb.: Komponenten auf der Leiterplatine des PlutoSDRs

Damit nun eine Kommunikation über das 13cm- und 3cm-Band mit dem Satelliten eingerichtet werden kann, sollte der Signalpfad bekannt sein. Zunächst wird durch die SDR Console V3.1 ein niederfrequentes Sprachsignal (NF) über ein PTT-Mikrofon durch das Drücken der Sendetaste aufgezeichnet. Das Signal wird Einzelseitenband moduliert (ESB) in diesem Fall speziell das obere Seitenband (USB). Darauf hin wird das Signal über das Netzwerk an den PlutoSDR gesendet. Alle diese Schritte geschehen auf dem „Host“. Der Host steht über das Netzwerk in serieller Kommunikation mit dem PlutoSDR.

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Abb.: Vereinfachtes Blockschaltbild des PlutoSDR 


USB 2.0 PHY (SMSC USB3320C)

PHY ist eine Abkürzung und steht für Physical Layer und steht im Bezug zur Bitübertragungsschicht, dem Physical Layer, des OSI-Schichtenmodells in der Nachrichtentechnik. Es wird hierbei auch vom Übertragungsmedium gesprochen. Auf der Leiterplatine des PlutoSDR wird der USB 2.0 PHY dazu verwendet ankommende serielle, bitförmige Signale in 8-Bit parallele Übertragung umzuwandeln.
Dies wird möglich durch die Verwendung des ULPI Interfaces, welches die benötigte Pin-Anzahl stark reduziert und somit auf dem PCB des PlutoSDRs enorme Platzeinsparung bietet. Durch In-Bandsignaling und Status-Byte Übertragung wird es möglich eine USB Session mit weniger als 12 Pins zu realisieren. Notwendig wird die Verwendung des Bausteins aufgrund der Kommunikation über USB oder Ethernetschnittstellen, welche sich als serielle Schnittstellen darstellen. Um eine Verbindung zwischen Prozessorsocket und dem Universellen Seriellen Bussystem zu erzeugen und dabei so platzeffizient wie möglich zu sein wird dieser Baustein auf dem PCB verbaut. Der Prozessorsocket ist eingelassen ist das folgende Bauelement.


Xilinx Zynq-7000 SoC

Als All Programmable System on Chip (AP SoC) integriert der Zynq-7000 die Programmierfähigkeit eines Prozessors in ARM-Architektur im Zusammenspiel mit der Hardwareprogrammierfähigkeit eines Field Programmable Arrays (FPGA). In diesem Bauelement sind alle, für die digitale Signalverarbeitung benötigten Komponenten in einem Gehäuse untergebracht. Central Processing Unit (CPU), in diesem Fall ein Cortex-A9 32-Bit ARM Prozessor 2-Cache kohärenten Kernen, bietet in Kooperation mit der programmierbaren Logik, vereint in einem Chip, alle Möglichkeiten eines Digitalen Signal Prozessors (DSP) für moderne Embedded Systems und kann mittels des auf ihm ausgeführten Linux Kernel, schnell und zuverlässig digitale Audiosignale verarbeiten, Filtern, mischen und vieles mehr.
Auf dem Prozessor wird mit Zugriff auf die umliegenden Registerspeicher (siehe weiter Unten) die aufgespielte Firmware ausgeführt. Im Chip integriert sind zusätzlich Schnittstellen für USB, SPI, u.ä. um Daten von und zum Prozessor zu führen und in Embedded Systeme einzufügen.


Micron DDR3L

Der Name lässt vermuten, dass es sich um ein Synchronus Dynamic RAM (SDRAM) Speicherbaustein handelt. Mit 512 MB Random Access Memory (RAM) wird im Betrieb des PlutoSDR der Arbeitsspeicher bei 1,35 V (Low-Voltage Ausführung) betrieben. Es handelt sich hierbei um einen Halbleiterspeicher welche aus einer Mischung aus bistabiler Kippstufe (D-Flip Flop) und kapazitiver Speicherzelle bestehen. Nach dem Ausschalten der Versorgungsspannung verliert der Speicher alle gespeicherten Daten unwiderruflich.


Micron QSPI Flash

Im PlutoSDR stehen 32 MB Flash Speicher zur Verfügung. Elektronische nicht volatile Speichermedien sind Bausteine, welche elektrisch gelöscht und wieder beschrieben werden können. Auf diesem Baustein sind die Firmware, sowie Daten und andere zu speichernde Daten, die für den Betrieb des PlutoSDRs gebraucht werden. Daten gehen nach dem Ausschalten nicht verloren im Gegensatz zum RAM. Die Wiederprogrammierbarkeit ist der Grund, warum sich der PlutoSDR als Massenspeicher an einem Computer anmelden kann um neue Firmwareversionen zu erhalten. Zur Firmware und zum Aufspielen anderer oder neuer Firmware lesen Sie weiter unten.


AD9363

Wie zuvor bereits erwähnt, basiert der PlutoSDR auf dem Analog Devices AD9363 RF Agile Transceiver. Der Transceiver ist aufgeteilt in einen Sende- und einen Empfangszweig. 12-Bit I und Q Samples kommend vom Prozessor, durchlaufen einen 128-tap Finite Impulse Response Filter (FIR). Kurz beschrieben, handelt es sich hierbei um ein digitales Filter, welches mit der Hilfe von Additionen und Multiplikationen eine endliche Antwort erzeugt und somit die einzelnen abgetasteten Werte verarbeitet und filtert. Mit digitalen Filtern sind weitaus mehr und andere Filter realisierbar, als die Analogtechnik jemals zu sehen bekommen wird. Nach diesem Schritt wird das Signal einem digitalen Interpolationsfilter zugeführt. Für dieses Filter besteht die Notwendigkeit darin, die Signale auf die Bitbreite, also die Auflösung des nachstehenden Digital Analog Converters (DAC) anzupassen. Es kommt häufig zu dem Fall, dass die Bitbreite des vorher durch den FIR berechneten Wertes nicht zu dem des DAC passt. Daher kann es vorkommen, dass Bits hinzugefügt, abgeschnitten oder gerundet werden müssen, daher der Name Interpolationsfilter, da der Aufgabenbereich „zwsichen“ den Bits des Signals liegt. Wird diese Interpolation vernachlässigt, kann es zu deutlichen Qualitätseinbußen im späteren Audiosignal kommen. 

Dem Interpolationsfilter nachgeschaltet, folgt ein hochschneller, paralleler Digital-Analog-Converter, welcher die digitalen Bits in Spannungsniveaus umwandelt. Je nach ankommender Bit Kombination wird ein bestimmtes Spannungsniveau durch einen Operationsverstärker ausfindig gemacht und auf den Ausgang durchgeschaltet. Hierbei ist darauf zu achten, dass für QSOs eine Samplingrate zwischen 44.1 kHz und 48 kHz zu wählen, da dann mit den besten Ergebnissen der Klangqualität zu rechnen ist.

Über einen analogen Filter wird das Signal zu einem Direct Conversion Mixer geleitet, um  anschließend durch einen kleinen Power Amplifyer (PA) verstärkt zu werden und auf die TX SMA Buchse ausgegeben zu werden. Der Analoge Filter dient der unterdrückung von hohen Frequenzanteilen, welche für den Alias-Effekt verantwortlich sind. Beim Alias-Effekt handelt es sich um Frequenzanteile aus dem digitalen Bitstrom rekonstruierten analogen Signal, die höher sind als die Abtastfrequenz und somit für Störeffekte sorgen. Zum Senden wird die Frequenz dann mit einem Überlagerungsempfänger mithilfe des Sendeoszillators hochgemischt und dann über einen kleinen Verstärker auf die TX SMA Buchse ausgegeben. Einen Überlagerungsempfänger zu nutzen hat den Vorteil, dass das Signal im niederfrequenten Bereich verarbeitet werden kann, was eine enorme Erleichterung ist, da parasitäre Kapazitäten vermieden werden, um es dann auf die gewünschte Frequenz hoch zu mischen und zu senden. Die PA erzeugt laut Datenblatt eine Leistung von maximal 7 dBm, das entspricht einer Leistung von 5 mW.

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Diese Leistung hat der PlutoSDR in diesem Projekt nie erreicht. Deswegen musste die Verstärkerstufe vor der Antenne neu dimensioniert werden um die entsprechende Endstufe aussteuern zu können.

Der Empfangszweig gliedert sich identisch zum Sendepfad, mit der Ausnahme, dass das Signal einen Low Noise Amplifyer (LNA) durchläuft und dann über die Überlagerungsmischung, ein analoges Filter, den Analog-Digital-Converter (jedem analogen Spannungsniveau eine Bitkombination zuweisen) einen Interpolationsfilter und das FIR zum Prozessor geleitet wird.

Weitere Informationen zu den Interna des PlutoSDRs finden Sie unter: Grundlegende Interna von Pluto [Analog Devices Wiki] 


Netzwerkstruktur

Der PlutoSDR wird in seiner Verwendung in diesem Projekt über den Ethernet-Adapter angesprochen. Damit dies geschehen kann, ist in den Gegebenheiten der Hochschule eine gewisse Infrastruktur notwendig, welche zum Großteil bereits vorhanden war.

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Abb.: Schematische Darstellung der Netzwerkstruktur

Über einen Laptop, auf welchem die SDR Console V3.1 installiert ist, kann der Pluto angesprochen werden. Daten werden vom Computer über einen Netzwerkswitch auf ein Netzwerkkabel umgeleitet, welches durch eine Durchgangsbohrung in der Decke des Labors, direkt auf das Hochschuldach und zum PlutoSDR führt. Durch digital-analog-Wandlung (DA-Wandlung siehe Abschnitt AD9363) werden die Daten in Funksignale umgewandelt und auf den Sendezweig ausgegeben, welcher damit endet, dass Wellen abgestrahlt werden. Signale, welche vom Satelliten zurückkehren werden wieder in digitale Signale umgewandelt (AD-Wandlung) und über das Netzwerk an den Laptop zurückgesendet.

Da der PlutoSDR in Halb- sowie Vollduplex betrieben werden kann, ist die Kommunikation zwischen PlutoSDR und Laptop bidirektional, was über die Normung der Ethernet-Schnittstelle keinerlei Probleme aufweist.


Netzwerkanbindung

Sobald der PlutoSDR mittels USB-Kabel an einen Computer angeschlossen wird, meldet dieser sich als Massenspeichergerät an. Im Verzeichnis zu finden sind eine Informationsdatei, Lizenzen sowie eine config.txt Datei. Diese Text Datei im ASCII-Format ist von Bedeutung. In dieser Datei müssen unter dem Unterpunkt [NETWORK] die entsprechenden Parameter vorgegeben werden, hier beispielhaft die ab Werk eingestellten Netzwerkparameter:

[Network]

 Hostname = pluto
 ipaddr = 192.168.2.1
 ipaddr_host = 192.168.2.10
 netmask = 255.255.255.0

Aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle auf die Nennung der in diesem Projekt verwendeten Netzwerkparameter des Labornetzes verzichtet. Als wichtiger Hinweis sei erwähnt, dass dem Pluto eine statische IP-Adresse zugeteilt wurde. Das Labornetzwerk verfügt nicht über einen Dynamic Host Control Protocol (DHCP) Server. Die Aufgabe dieser Server ist es, in heim- oder auch öffentlichen Netzwerken, IP-Adressen dynamisch zuzuteilen, wenn sich Geräte neu anmelden. Im Falle eines Nachbaus sollte darauf geachtet werden eine statische Adresse zu vergeben. Diese wird dann auf dem DHCP Server für dieses Gerät reserviert und wird nicht mehr an ein anderes Gerät vergeben. Solche Einstellungen können auf dem Netzwerkrouter vorgenommen werden. Da in der verwendeten Software, sowie in der config.txt Datei des PlutoSDRs, die IP-Adresse des Gerätes statisch eingetragen wird, ist diese Einstellung sicherlich sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig. Anderenfalls kann es vorkommen, dass der DHCP Server die Adresse anderweitig vergibt und dann sämtliche Einstellungen verändert werden müssen.


Firmware

Als Grundlage für die Firmware dienen ausschließlich Open Source Software Komponenten. Aufgebaut ist diese Firmware aus dem Linux Kernel „Das U-Boot“ und Buildroot. Zur Erstellung eines Root-Filesystems dient das Open-Source-Projekt Buildroot. Es hilft bei der Auswahl sowie Konfiguration der notwendigen Pakte, die eine Sammlung von Skripten enthalten, die zur Fertigstellung des Systems benötigt werden. Ein Teilsystem ist der Bootloader „Das U-Boot“. The Universal Boot Loader ist eine Bootstrap-Software basierend auf einem 8xx-Power-PC-Bootloader von Magnus Damm und ist angelehnt an Linux. Das Einsatzgebiet sind Embedded Systems, meistens Mikrocontroller, da die Implementierung auf einem x86 Rechner mittels Cross-Compiler kompiliert werden kann. Die Software lässt sich flexibel für verschiedenste Anwendungsbereiche sowie -fälle Konfigurieren und während der Laufzeit beeinflussen.

Die aktuell verwendete Firmware ist die neuste Revision v0.34 des Herstellers Analog Devices. Im Rahmen des Projektes hat sich diese Version als gut und stabil erwiesen. Um eine neue Firmware zu installieren oder ein Update einzuspielen, wird der PlutoSDR an einen Computer angeschlossen. Die neue Firmwaredatei (Pluto.frm) wird in das Verzeichnis gezogen und dann das Massenspeichergerät ausgeworfen. Unter Windows geschieht dies über die graphische Nutzeroberfläche oder unter Linux über den Kernel-Befehl umount /dev/<PlutoSDR>. Der hintere Teil des Kernel Befehls kann mittels des Kernel-Befehls df ermittelt werden. Hier listet das System alle verfügbaren Massenspeicher samt ihrer Adresse auf. Wenn das Gerät ausgeworfen ist, beginnt die Status-LED in schneller Frequenz zu blinken. Der Prozess ist abgeschlossen, wenn die „Ready“ LED aufleuchtet, die Status-LED aufgehört hat zu blinken und der PlutoSDR sich als Massenspeichergerät wieder anmeldet. Vor Abschluss des Vorgangs darf die Versorgungsspannung nicht unterbrochen werden.


Modifikationen

Der eingebaute 40 MHz Oszillator ist auf Grund seiner geringwertigen Frequenzstabilität von +/- 25 ppm in einem Temperaturbereich von -40°C bis 85°C nicht für den SSB Betrieb geeignet. Unter dem Einfluss von schwankenden Temperaturen kann es zu starken Frequenzdrifts kommen, die die Signale beeinträchtigen. Der werksseitig verbaute Oszillator wurde durch einen temperaturkompensierenden Quarzoszillator (TCXO) von Abracon (ASTX-13-C-40.000MHZ-IO5-T) ersetzt. Dieser besitzt den gleichem Temperaturbereich und eine Frequenzstabilität von +/- 0,5 ppm. Auf Grund der kleineren Abmaße und der gleichen Versorgungsspannung von 1,8 V konnten die Oszillatoren ohne weitere Modifikationen ausgetauscht werden.

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Abb.: Austausch des TCXO

Zuschalten des zweiten Prozessorkerns (Putty oder Linux Terminal)

Der Adalm Pluto verfügt über zwei Prozessorkerne von denen nur einer eingeschaltet ist und somit genutzt werden kann. Um eine höhere Rechenleistung zu generieren kann der zweite Kern mit Hilfe eines Telnet-Clients z.B. der Software PuTTY dazu geschaltet werden. Die Notwendigen Einstellungsschritte werden im folgenden Ablauf visualisiert.

Starten Sie die PuTTY Anwendung. Es öffnet sich folgendes Fenster:

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Abb.: PuTTY Konfiguration

Unter Host IP geben Sie die IP-Adresse des PlutoSDR ein und klicken auf „Open“.
Dann melden sie sich mit Benutzer: "root" und Passwort: "analog" am PlutoSDR an:

putty_anmeldung.png

Abb.: Login am Pluto mittels PuTTY

Über den Befehl: cat /proc/cpuinfo erhalten Sie Informationen über die CPU. Um den zweiten CPU Kern zu aktivieren geben Sie: fw_setenv maxcpus in das PuTTY Terminal ein. Danach ergibt sich folgendes:

putty_prozessorinfo.png

Abb.: Es erscheinen zwei CPU Kerne (Processor 0 und Processor 1) wenn beide Kerne aktiv sind

Weiterführende Dokumente, sowie die vollständige Dokumentation in englischer Sprache befinden sich unter https://wiki.analog.com/university/tools/pluto.

 

Downloads:

AD9363

Datenblatt Adalm Pluto

Pinout Adalm Pluto

Exkurs Low Noise Block (LNB)

Ein Low Noise Block (LNB) (deutsch: rauscharmer Signalumsetzer) wird für den Empfang von Signalen in Form von elektromagnetischen Wellen eingesetzt. Er wird hauptsächlich in Satellitenrundfunk-Empfangsanlagen in Kombination mit einem Parabolspiegel, auch Satellitenschüssel genannt, verwendet. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die hochfrequenten Empfangssignale in niedrigere Frequenzen umzusetzen, um sie so mit handelsüblichen Koaxialkabeln verlustarm übertragen zu können. Dazu wird er im Brennpunkt eines Parabolspiegels montiert und empfängt dort die vom Parabolspiegel gebündelten elektromagnetischen Wellen. Diese gelangen durch das sogenannte Feedhorn, das einen Hohlleiter darstellt, zu den Antennen für Signale mit vertikaler und horizontaler Polarisation. Die empfangenen Signale werden verstärkt und durch einen Überlagerungsempfänger auf die Zwischenfrequenz herabgesetzt. Dazu wird das Empfangssignals mit der Lokaloszillatorfrequenz des LNB multiplikativ gemischt. Bei den Empfangssignalen wird typischerweise zwischen den Frequenzbereichen Low-Band (10,7 bis 11,7 GHz) und High-Band (11,7 bis 12,75 GHz) unterschieden. Die Lokaloszillatorfrequenz beträgt dabei typischerweise 9,75 GHz für das Low-Band und 10,6 GHz für das High-Band.

Rechenbeispiel Umsetzung der Empfangsfrequenz fHF mit Lokaloszillatorfrequenz fLO:

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Das umgesetzte rauscharme Signal kann nun über ein handelsübliches Koaxialkabel verlustarm weitergeleitet und beispielsweise von einem Fernsehreceiver verarbeitet werden.


Lineare Polarisation

Die Polarisation gibt an, in welche Richtung sich die elektrische Feldkomponente einer Welle in Bezug auf die Erdoberfläche ausbreitet. In der unten stehenden Abbildung ist links eine elektromagnetische Welle mit ihren beiden Feldkomponenten zu sehen. Das elektrische Feld (rot) breitet sich senkrecht zum Magnetfeld (blau) aus. Die rechte Abbildung zeigt hingegen nur die Lage der elektrischen Feldkomponente einer Welle im Bezug auf die Erdoberfläche und die daraus resultierende Polarisation. Sowohl die horizontale Polarisation (senkrecht zur Erde) als auch die vertikale Polarisation (waagerecht zur Erde) stellen eine lineare Polarisation dar. Die Polarisation des Senders und Empfängers sollte für eine bestmögliche Übertragung aufeinander abgestimmt sein.

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Abb.: Feldkomponenten elektromagnetische Welle (links) und Polarisation (rechts)

Zirkulare Polarisation

Im Vergleich zu der linearen Polarisation rotiert der Feldstärkevektor senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der elektromagnetischen Welle. Eine zirkulare Polarisation kann beispielsweise mithilfe von zwei linear polarisierten Antennen geschaffen werden, die mit um 90° versetzten und phasenverschobenen Signalen gespeist werden. Diese Polarisation kann sowohl links- als auch rechtsdrehend sein. Es ist wie bei der linearen Polarisation darauf zu achten, dass sich die Polarisationsart und –richtung des Senders und Empfängers für eine bestmögliche Übertragung decken. Ist dies nicht der Fall, wird eine Dämpfung des Signals auftreten. Durch Reflexion wird die Polarisation eines Signals umgekehrt, wie es zum Beispiel bei der 2,4-GHz-Wendelantenne der QO-100-Funkstation der Fall ist. Hier wird die Polarisation der linksdrehenden Antenne durch die Verwendung eines Parabolspiegels in eine rechtsdrehende Polarisation umgewandelt.

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